Nach der Schule durfte ich wählen zwischen Panzerfahren und der Pflege von alten Leuten, die einmal Panzer gefahren sind. Ich entschied mich für die Pflege von behinderten Kindern, was mir sinnvoller erschien und noch immer freue ich mich auch heute noch darüber, wie schnell ich damals akzeptiert wurde.
Nach dem Zivildienst sollte/wollte/musste/durfte ich studieren. In fast familiärer Tradition und Dank der ZVS verbrachte ich die ersten sieben Semester in Frankfurt am Main, wo ich Rechtswissenschaft studierte. Die Frankfurter Schule fesselte mich jedoch ungleich mehr und so gingen Jura und ich getrennte Wege.
Nach einer einjährigen Praktikantenphase bei Pro7 und dem ZDF trieb es mich zurück in das Rheinland an die Bonner Universität, an der ich mein Studium der Politikwissenschaft, der Soziologie und des Staats- und Verfassungsrechtes bis zum anerkannten Abschluss zeitlich bis auf das äußerste strapazierte.
Mit der Abschlussarbeit: Der moderne Politiker – Inszenierung in der Demokratie, feierte ich drei Jahre vor zu Guttenbergs ganz eigenem Studierstil das Ende einer Lebensphase.
Bemerkenswert sei hier noch, dass ich das Studium ohne meine beiden Hilfsjobs niemals hätte beenden können. Am 11. September 2001 fing ich im RTL Newsarchiv meine Stelle als studentische Aushilfskraft an. Ich habe niemals wieder so viel über das Fernsehen gelernt, wie an diesem Tag.
Außerdem half mir der RTL-Shop über die Runden, wo ich tatsächlich neben Walter Freiwald (wir erinnern uns, das war der Mann neben Der-Preis-ist-heiß-Harry, der die Preise ansagen durfte) fast zwei Jahre lang Qualitätsprodukte verkauft habe. Mir wurde damals mit folgenden Worten gekündigt: Wir machen hier Teleshopping und keine Comedy. Das Produkt steht immer im Vordergrund.
Nur wer im Keller gespielt hat, genießt den Ausblick von der Dachterrasse!
Im Jahre 2004 verschaffte sich zum ersten Mal meine Leidenschaft lautstark Gehör. Bei einem Comedy-Workshop in Köln wollte ich wissen, ist Witzigsein ein Ausweg? Es war kein Ausweg, es war der Einstieg. Zusammen mit Henry Schuman und Maxim Hofmann gründeten wir kurze Zeit später das legendär unbekannte und doch irgendwie schon mal gehörte Trio Das Bundeskabarett. Wie in jeder guten Dreierbeziehung wechselte auch bei uns der Partner und ab 2007 wurde der kongeniale Musiker Martin Zingsheim unser Mann am Klavier. Es folgten wunderbar durchgeknallte Touren mit Erfahrungen, die keine Seifenoper darstellen würde. Ob vor sechs Zuschauern im Konzertsaal oder auch mit Fischvergiftung auf der A9, ich empfehle jedem die Tortur des Armseins und ein Leben als Ensemblemitglied (jedenfalls für absehbare Zeit), denn die Erfahrungen sind unbezahlbar. Es relativiert alles. Wir haben viel gespielt und noch mehr gelernt. Niemand kann einem das Kabarett besser beibringen, als das Publikum und so blicke ich nickend und grinsend zurück, auf ein paar echt bekloppte Jahre.
Der Wendepunkt: Mitten in einer McDonalds-Filiale klingelte 2010 mein Telefon und ich wurde Teil folgenden Dialogs:
Wenn eine Kuh grinsen könnte, so sah ich aus.
Wie sieht das Leben eines Kleinkunstkünstlers aus? Arm, auf der Suche und gefährlich nah am Alkoholismus. Man muss schon ordentlich einstecken können, um die Ochsentour durchzustehen. Viele Bühnen lehnen junge Künstler grundlos ab. Die eigene Existenzangst überwiegt die des Künstlers. Mein Lieblingsveranstaltergespräch verlief so:
Sie können nicht auf unserer Bühnen spielen. – Warum? – Sie müssen erst schon mal auf einer großen Bühne gespielt haben, um auf einer großen Bühne spielen zu dürfen. Haben Sie schon mal auf einer großen Bühne gespielt? – Nein. – Eben.
Die Teilnahme am und glücklicherweise auch der Gewinn des Prix Pantheons war die Chance, das verkrustete System der Nachwuchsförderung, besser bekannt als Nachwuchsbehinderung, zu durchbrechen. Dank des Publikums darf ich mich jetzt vollends meiner Leidenschaft und meinem Beruf widmen. Aus dem Malte wurde der Pufpaff und das soll auch noch einige Zeit so bleiben.